Heinrich erklärt die kanadische Parlamentswahl

Fragt der Ober den Gast, nachdem dieser seine Mahlzeit beendet hat: „Und, wie fanden Sie unser Schnitzel?“ – „Nach etwas Gesuche unter dem Salatblatt.“ Ähnlich gut versteckt war heute die Berichterstattung über die kanadische Parlamentswahl auf SPIEGEL Online. Während die Hauptseite wichtigeren Meldungen wie „DNA-Analyse: 9000 Jahre alte Tuberkulose-Opfer entdeckt“ vorbehalten war, erforderte es etwas Gestöber im Menü „Politik – Ausland“, um an vorletzter Stelle eine entsprechende Meldung zu finden.

Nun wird kaum ein Kanadier abstreiten, dass die innenpolitische Szene eher etwas langweilig ist. Vielleicht bis auf die Spitzenkandidatin der hiesigen Grünen, eine laute Frau, die in Debatten gerne unterbricht und jedem schnell auf die Nerven geht. Jedenfalls kam wieder mal eine Minderheitsregierung für die Conservative Party raus (das ist hier die „Rechte“, aber – typisch kanadisch – auch recht moderat).

Eine kanadische Spezialität im Parteienspektrum ist der Bloc Quebecois, eine Regionalpartei in Quebec. Ich frage mich immer, wann die CSU sich bei denen was abguckt. Das würde dann etwa so aussehen: Forderung der Anerkennung von Bayrisch als Amtssprache in ganz Deutschland und Anstreben der Sezession mit Gründung eines eigenständigen Freistaats Bayern. Auf einen Zwergstaat mehr oder weniger kommt es in der Fußball-WM-Qualifikation auch nicht mehr an.

Nächster Eintrag dann wieder über Spiele, versprochen.

Spiel im Spiel

"Add-ons" genannte Modifikationen für World of Warcraft installiert man sich bekanntlich auf eigene Gefahr. Bei Bejeweled sollte eigentlich noch eine extra Warnung erfolgen, denn so herrlich ablenkend ist diese Adaption des erfolgreichsten Puzzlespiels in das erfolgreichste Online-Rollenspiel.

Da stirbt man heldenhaft in WoW und automatisch poppt das Bejeweled-Fenster auf. Macht ja Sinn, um während des stumpfsinnigen Runs zur Spielfigur-Leiche nebenbei ein wenig Juwelen-Zusammenführung zu betreiben. Das Dumme ist nur, dass man dann nicht mehr aufhören kann, wenn man schon längst auf am Ziel angekommen ist und locker noch ein Viertelstündchen weiterpuzzelt. Auch Flugpausen in WoW werden auf diese Art und Weise unterhaltsam „verlängert“. Vielleicht erforschen mal ein paar Gehirnwellen-Experten, was so fesselnd daran ist, ein paar bunte Symbole zu gruppieren. Ich kapiere es nicht, erliege aber dem Charme dieses Phänomenens.

Die Entstehungsgeschichte dieser kostenlosen Adaption von Bejeweled als In-Game-Applikation für WoW ist recht amüsant. Hersteller PopCap hat eine rege Schar an aktiven MMO-Spielern inklusive Firmengilde. Als man ein total unautorisiertes Bejeweled-Derivat eines Hobby-Programmierers entdeckte, hetzte man dem nicht etwa die Anwälte auf den Hals, sondern heuerte den Burschen für eine offizielle Umsetzung an. Weise Entscheidung.

Es mag Zufall sein oder auch nicht, dass PopCap demnächst die neueste Fortsetzung Bejeweled Twist enthüllen will. Da wird aus der Infiltration der WoW-Population mit dem simplen Sucht-Spielprinzip eine geniale Marketingaktion. Wer hier entsprechend angefixt ist, wird sicher erhöhte Bereitschaft zeigen, für die nächste Fortsetzung Geld auszugeben. Auch wenn man die dann außerhalb von WoW spielen „muss“…