Lenhardt lästert

30.1.05

Top 5 vom 30.01.05

Der Januar ist ein abschaffungsreifer „Bäh!“-Monat, denn er zeichnet sich durch Mistwetter und anhaltende Entertainment-Neuerscheinungs-Ödnis aus. Vor allem die Musikindustrie gehört in dieser Hinsicht geschlagen, dafür spielen sich auf dem GameCube erstaunliche Sachen ab. Und World of WarCraft ist wegen ständiger wiederholter Aufnahme diesmal nicht extra aufgelistet.

1. Resident Evil 4 (GameCube)
Da liegt der GameCube schon auf seinem Sterbebett, bedauert die Vernachlässigung durch Third-Party-Qualitätsspiele zu Lebzeiten... und dann wirft Capcom diesen haarsträubend guten Action-Schocker ab. Technisch und spielerisch aufregend, hat (zum Glück) nicht viel mit den Serienvorgängern zu tun. Vergeßt Mario, holt Euch den Brühwürfel Leon zu liebe.

2. Curb your Enthusiasm, Season 3 (DVD)
Seinfeld-Miterfinder Larry David tritt in dieser politisch unkorrekten Serie selber vor die Kamera. Schwarzer Humor mit Improv-Charme und garantiert ohne Tonband-Gelächter. Hier fühlt sich jeder Zyniker zuhause.

3. Katamari Damacy (PS2)
Ich weiß nicht, was die Entwickler während der Produktion dieses Spiels geraucht haben. Aber wenn man durchgeknallte Story und abenteuerlichen Grafikstil wegfächert, bleibt ein charmanter Zeitvertreib mit origineller Rolle-Kontrolle übrig. Toller Spaß für wenig Geld, den sich Leute mit Import-fähigen PS2s nicht entgehen lassen sollten. Und sei es nur, um den adäquat schrägen Soundtrack nicht mehr aus den Gehörgängen zu kriegen.

4. Manic Street Preachers: Lifeblood (Musik)
Habe jetzt erst mitgekriegt, dass die neue MSP auch in Kanada erschienen ist. Inspirierte Pop-Hymnen, nur selten ins Schmachtfetzige abgleitend. Wer die herausragenden Singles (The Love of Richard Nixon, Empty Souls) mag, kann sich das ganze Album kaufen.

5. Super Mario 64 DS (DS)
Ich finde Jump-and-Runs in 3D nach wie vor minder begeisternd und die Analogstick-lose Steuerung ist ein Handicap der DS-Version. Aber für 10 Minuten zwischendurch gibt’s nichts besseres als die herrlich simplen, Stylus- und Doppel-Bildschirm-ausnutzenden Mini Games.

24.1.05

„Where is Hockey?“

Was ist jetzt der größere Aufreger: Dass mindestens ein DFB-Schiedsrichter vorsätzlich Profi-Fußballspiele verpfiffen hat? Oder wie lange es gedauert hat, bis diese Machenschaften aufgeflogen sind, weil man sich ja ohnehin schon an ein gewisses Maß an Schiedsrichter-Irrungen gewöhnt hat? Vielleicht sollten die Regelhüter das Thema TV-Beweis angehen, also strittige Elfmeter- oder Abseitstor-Entscheidungen erst nach der Analyse von Fernsehbildern fällen lassen. In der NFL funktioniert das beim American Football ganz gut (pro Halbzeit darf jeder Trainer eine Schiri-Entscheidung „challengen“, um strittige Entscheidungen überprüfen zu lassen). Auch auf die Gefahr hin, den gewohnten kontinuierlichen Spielfluß einer Fußball-Partie zu zerhackstücken.

Solche Problemchen sind freilich ein Klacks gegen den andauernden Streik der NHL-Spieler, die Eishockey-Kanada in eine milde Depression gestützt hat. Die Saison 2004/05 ist de facto nicht mehr zu retten, sogar die nächste Spielzeit wird in Frage gestellt. Die Team-Eigner wollen die Kostenexplosion bei den Spielergehältern mit einer verbindlichen Personalkostenobergrenze regulieren, was die Arbeitnehmer wenig entzückt. Inzwischen werden die unbeweglichen Verhandlungspartner sogar schon aus dem Grabe gescholten, wie dieser Nachruf beweist. Lokale TV-Sender versuchen den Verlust von Eishockey-Übertragungen derweil mit selbstironischen Spots zu verarbeiten. „Where is Hockey?“ stammelt da ein treuherziger Typ im Fan-Shirt, der erst unterm Fernseher, dann auf die Straße irrend nach der verschollenen NHL-Saison sucht. Das ist alles recht niedlich, aber ich warte dabei vergeblich auf eine Pointe - ähnlich wie bei den fruchtlosen Verhandlungsrunden. Wenn das noch ein paar Jahre lang so weiter geht, stellt sich eher die Frage „NHL-Hockey... was war das gleich wieder?“.