Lenhardt lästert

15.9.06

Die große Leere


Der Gitarrist Gary Moore schmachtete in seiner Blues-Kuschelpop-Phase mal was von den "leeren Räumen, in denen wir lernen, ohne Liebe zu leben". Aus eigener Erfahrung kann ich die gänzlich unromantische Erkenntnis beisteuern, dass - Liebe hin, Liebe her - der Mangel an Möbeln eine auch nicht ganz unbeträchtliche Lebensqualitäts-Minderung darstellt. Aber die Aufregung über eine neue Wohnung macht solche Entbehrungen erträglich. Es gibt eine Matratze, eine Küchen-Tischlösung und den Bürostuhl als einzige Sitzgelegenheit. Ansonsten: viele leere Räume. Gary Moore halt.

Die erste besichtigte Mietwohnung in Nürnberg bekam den Zuschlag, das "Liebe auf den ersten Blick"-Gefühl wurde durch die Schauder-Qualität der zweiten begutachteten Immobilie unterstrichen. Noch bin ich wegen der Treppen nicht gestorben: Mein erlesener Geschmack kombiniert mit endlich einzulösenden Fitness-Vorsätzen führten in den 4. Stock (ohne Lift). Keine Sorge, an die mitleidigen Blicke habe ich mich inzwischen gewöhnt.

In ein paar Wochen gibt es dann vielleicht auch so etwas wie Telefon und Internet-Zugang in der Wohnung. Die Telekommunikations-Branche hat in den Jahren meiner Abwesenheit ja nicht groß an Zackigkeit gewonnen. Nur nicht hetzen Jungs, wozu gibt es Buschtrommeln und Brieftauben? Oder den heimeligen Arbeitsplatz, den man alleine wegen der großzügigen Hardware-Ausstattung nur relativ ungern verläßt. Von der Espresso-Maschine, den unterhaltsamen Kollegen und der Abgabe des nächsten WoW-Sonderhefts mal ganz zu schweigen...

Ich bin vor lauter Job- und Wohnungs-Aufregungen derzeit etwas hinter her mit Spieleerfahrungen, habe nur neidisch einigen Kollegen bei Company of Heroes über die Schulter geguckt. Musikalisch wiederentdecke ich viel altes Zeug in den Tiefen des iPods, während die CD-Sammlung in Vancouver langsam den Weg in zu verschiffende Umzugskisten antritt.