Lenhardt lästert

22.5.05

Nie mehr 2. Liga


Selbsterklärend.

Warum ich die E3 nicht vermisse


1. Wegen den dusseligen Komparsen in Rüstung und Toga-Fummeln, welche den stets überfüllten Verbindungsgang zwischen South und West Hall durch zahlreiches Herumgestehe zur Stauzone machten. Die Marketing-Genies des damit beworbenen „Gods & Heroes“ haben jedenfalls eines erreicht: jeder Messebesucher haßt jetzt ihr Spiel.

2. Wegen des Zimmermädchens in meinem rustikalen Hotel, das zuverlässig jeden Tag die Fenster verriegelte, damit sich bis zum Abend ausreichend stickige Luft in meiner muffigen Einzelzelle ansammeln konnte. Sonderpunkte für das Ignorieren von „Do not disturb“-Schildern. Nächstes Jahr lasse ich mein Zimmer von einem ausgehungerten Rottweiler bewachen.

3. Wegen der sich immer weiter auftuenden Niveau-Abgründe, die wohl unweigerlich mit dem Aufstieg von Videospielen zum Massenmarkt-Medium verbunden sind. Ungelogenes „Feature“ für das Spiel zur Ekel-Reality-Fernsehserie „Fear Factor“: „Disgusting Eating Events“. Angesichts solcher Realsatire-Leistungen schweigt die Anklage betroffen.

In Sachen Next-Gen-Konsolen muß ich meinen Pressekonferenzen-Ersteindruck etwas revidieren: Was wie PS3-Gameplay aussah, war wohl doch überwiegend vorgerendertes Zeug, dass mutmaßliche Spieleindrücke vortäuschen soll. Microsoft versuchte sich dagegen (ganz ungewohnt) im Understatement. Während des Xbox 360-Ankündigungs-Events gab’s fast nur Mittelmaß zu sehen, aber auf dem Messegelände waren einige haarsträubend beeindruckende Spiele zu entdecken. Behaltet neben Gears of War mal EA Sports im allgemeinen und Elder Scrolls: Oblivion im besonderen im Auge.

Außerdem überraschte mich die Mobilspiel-Front: Nach dem tollen US-Launch wirkte Sonys PSP-Lineup auf der E3 enttäuschend, während Nintendo überraschend viel gutes Zeug für den DS am Stand hatte. Für die ernsthafteren Seiten der E3-Berichterstattung darf ich ansonsten die kommenden Ausgaben der lehrreichen und reichhaltig bebilderten Computec-Publikationen empfehlen.

17.5.05

Aller guten neuen Konsolen sind E3


Die Messe hat noch nicht mal angefangen, doch die Pressekonferenzen der großen drei Konsolenhersteller lieferten bereits Futter für eine erste Aufreger-Rangordnung.

Sony schoß mit Detailinfos, Tech-Demos und unerwartet vielen (unerwartet beeindruckenden) Spielevideos zur Playstation 3 alles ab. Auch das klotzige Brotkasten-Design kann die Erregung nicht dämpfen. Microsofts Event war eher langweilig, weil zur Xbox 360 schon letzte Woche so ziemlich alles gesagt wurde, was derzeit zu sagen ist. Pluspunkt für partielle Abwärtskompatibilität und Gehäuse-Schönheitspreis. Aber die meisten Spieledemos konnten nicht reißen, zu viele Konvertierungen und altes Zeug (Final Fantasy XI? Keuch!). Für Nintendo bleibt nur die Bronze-Medaille. Was an Revolution nun so revolutionär sein soll, wissen wir immer noch nicht; der Third-Party-Support ist ungewiß, der GameCube treibt indes tot im Wasser. Wenigstens war die Stimmung hier am goldigsten: Bei Nintendos Pressekonferenzen jauchzen die Fanboys schon beim Anblick des unspektakulärsten Nischenspiel-Videos. Noch mehr Ewiggestrige gibt es wohl nur auf PDS-Parteitagen.

13.5.05

Der kleine Fernsehkritiker: MTV enthüllt Xbox


In den letzten 24 Stunden gab es zwei Infomercials zur Xbox 360. Das interessantere, besser gemachte ist der Videoclip von Microsoft (z.B. im Rahmen eines Mammut-Artikels bei Gamespot downloadbar). Die langweiligere, peinlichere Dauerwerbesendung lief dagegen auf MTV.

Elijah Wood mag einen leidenden Hobbit überzeugend darstellen können, als Moderator für die Enthüllungsshow einer neuen Videospielkonsole ist er fehlbesetzt. Stocksteif wie beim Vorstellungsgespräch, jeder Tagesthemen-Volontär liest überzeugender vom Prompter ab. Erster peinlich berührter Seitenblick zur Gattin, die auf der Couch mitleidet.

Aufgeregte junge Menschen im MTV-Studio, auch wenn das unmotivierte Dauer-Gejuhue ein wenig auf den Senkel geht. Aber steigende Spannung, denn die nächste Xbox-Generation wird gleich enthüllt. Wir erwarten Großartiges: reißt Bill Gates einen Vorhang zur Seite, um uns den Prototyp zu offenbaren? Live-Schaltung ins Geheimlabor nach Redmond, wo noch dampfende Jungboxen vom Fließband rollen? Nein, eine Hoppelschnitte hüftschwingt auf ein Podest zu, reißt die neue Xbox aus ihrer Schultasche und wuppt die Konsole auf ein Podest. Ist die Tussi etwa auch prominent? Na, wenigstens hält sie die Klappe. Wieviele Takes die wohl gebraucht haben, bis die den Einschaltknopf getroffen hat? Eine dämlichere Art, der Weltöffentlichkeit die Xbox 360 zu zeigen, kann ich mir jedenfalls nur schwerlich vorstellen. Aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe. Dafür sind die Killers im Studio, gute Band, die kenn’ sogar ich. Was haben die Killers mit der Xbox 360 zu tun? Schulterzucken bei der Gattin.

Die „Pimp my Ride“-Jungs tunen eine Xbox. Durchaus witzig, wir schöpfen Hoffnung. Uh-oh, einer der Moderatoren wird ins Microsoft-Hauptquartier gelassen. Ahnungslosigkeit und unzulänglich vorgetäuschtes Interesse. Aber es kommt noch schlimmer. „Professionelle Spieler“ besuchen Rare in der englischen Pampa. Und ich dachte, der Microsoft-Campus sähe trostlos aus. Es gibt keine Informationen und es ist nicht witzig. Jedesmal wenn die Blonde losblubbert, möchte ich mit Salzgebäck auf den Fernseher werfen. Perfect Dark 0 sieht noch nicht gerade perfekt aus. Aber alles jubelt, alles cool. Und dann das gnädig zusammengeschnittene Deathmatch im Studio. Bin ich hier bei einer Parodie auf X Base gelandet? Frodo hat nochmal die Killers. Schluß und raus hier.

OK, ich habe nicht direkt Spiegel-TV-Niveau erwartet, aber bei einem derart hohlen Geblubber rollen sich einem nur noch die Zehennägel auf. Vergeben und vergessen, Realsatire ist ja auch etwas Schönes. Nur haltet in Zukunft bitte Peter Moore von seinen MTV-Spezis fern. Was denn nun mit den Spielen ist, wird die E3 besser beantworten. Rare kann doch sicher mehr? Die Video-Schnipsel zu Madden und Need for Speed sahen dagegen fast schon zu gut aus - vorgerendert oder echtes Gameplay? Es gibt viel zu spekulieren, schwallen wir’s an.

11.5.05

Vor der Messe ist nach der Messe


Der Tross der Spieleberichterstatter bewegt sich langsam Richtung Los Angeles, um sich inmitten der Downtown-Trostlosigkeit an den Messeenthüllungen der E3 zu delektieren. Im Falle der heißesten Story des Jahres - Microsofts neuer, anscheinend Ende diesen Jahres erscheinenden Konsole - geht es freilich primär um Bestätigung der zahlreichen geleckten Infos der letzten Wochen. Obendrein gibt es ja die offizielle 360-Vorabenthüllung auf MTV. Also noch eine Packung ungefilterte Propaganda, bevor irgendwann mal auch die unabhängigen Journalisten mit Informationen beglückt werden. Jedenfalls redet alle Welt über die Xbox 360, was man von Sonys nächster Konsole (noch) nicht behaupten kann. Und bei Nintendo sollte einfach mal jemand vorsichtig den Puls fühlen.

Ich bin jedenfalls mit Hot Shots Golf für die PSP und viel neuer Musik auf deren Memory Stick (Leute, kauft die neue Eels!) für den Trip gerüstet. Mal sehen, inwieweit ich nächste Woche dazu komme, Kurzmeldungen mit unsachlichem Gegrummel und unnützen Beobachtungen zu posten. Deshalb schon jetzt als exklusive Vorabenthüllung (MTV lehnte dankend ab) mein traditionelles Messefazit: zu voll, zu laut, zu wenig Zeit.