Lenhardt lästert

9.4.07

Aus Liebe zum Spiel


Leute, die nicht so recht wissen, in welches Land sie gehören, sind in vielerlei Hinsicht hin und her gerissen. Bei mir hat sich zum Beispiel eine kunterbunte Mischung aus Sportteams ergeben, die meine Leidensfähigkeit prüfen. Am meisten im Herbst, wenn sich der Spielbetrieb der NHL zu Bundesliga und NFL gesellt.

Die Liebe zu Eintracht Frankfurt wurde in die Wiege gelebt, dafür kann ich echt nichts. Dann nahm ich aus den Berkeley-Jahren eine Schwäche für die Oakland Raiders mit, das Loser-Team der Diven und Troublemaker, das nach der Rich-Gannon-Ära seinem Image gerecht zu werden versuchte, indem vorzugsweise abgehalfterte, verletzungsfällige, bei anderen Teams der Unfähigkeit überführte Nieten für die Quarterback-Position geholt wurden (der Nr.-1-Pick im kommenden Jahr wird sicher zur Behebung dieser Schwachstelle genutzt – wehe, wenn nicht. Wir Raiders-Fans können ganz schön grimmig dreinschauen).

Und dann sind da noch die Vancouver Canucks. Für Eishockey hatte ich schon immer ein latentes Interesse, flirtete in der Bay Area auch mit den San Jose Sharks. Doch während in den meisten US-Städten das lokale Eishockey-Team vom Großteil der Bevölkerung kaum wahrgenommen wird, ist es ein kulturelles Erlebnis, in einer kanadischen NHL-Metropole zu leben. Die Canucks sind in Vancouver ein probates Smalltalk-Thema (gleich nach dem Wetter). Während der Playoffs ist die Canucks-Autoflagge wichtiger Bestandteil von Fortbewegungsmitteln. Die Begeisterung geht in Vancouver soweit, dass Hinweistafeln zu Straßenverkehr und Baustellen für sachfremde Texte missbraucht werden:


Nach dem enttäuschenden Verpassen der Playoffs im Vorjahr und einem schwachen Start in die neue Saison haben die Canucks jetzt doch noch ihre Vorrundengruppe gewonnen und treffen ab Mittwoch in den Playoffs auf die doofen Dallas Stars (ich bin überhaupt nicht parteiisch). Ich glaube nicht, dass das viele Leute in Dallas bewegt, aber Vancouver wird Kopf stehen (… bei meinem Besuch nächste Woche kriege ich hoffentlich viel davon mit).

Was macht ein NHL-Fan im Exil? Einen Festplatten-Recorder kaufen und NASN abonnieren, den besten Kanal für Live-Übertragungen nordamerikanischer Sportereignisse. Inklusive der Samstag-nächtlichen „Hockey Night in Canada“, einer kultigen TV-Institution des kanadischen Staatsfernsehens CBC. Hier in Bayern kann man sich NASN für 5 Euro extra im Rahmen eines arena-Abos dazu buchen, ein absolut lohnendes Package für jeden Sportfan. Andere Bundesländer mögen andere Optionen bieten, checkt am besten mal die NASN-Webseite. Ansonsten bitte bis Mittwoch das Mantra üben: »Go, Canucks, go!«.