Lenhardt lästert

22.11.04

Streikt doch woanders

Kanada ist in vieler Hinsicht „europäischer“ als die USA. Zum Beispiel zahlt man höhere Steuern, hat mehr Urlaubstage oder hegt einen gepflegten Argwohn gegenüber dem Bush-Regime. Leider gilt das auch für den Würgegriff von streikfreudigen Gewerkschaften. Konkret hat UPS Kanada (pünktlich zur Weihnachtspackerl-Versandzeit) jetzt den Ausstand verkündet. Das tangiert mich als glücklichen FedEx-Kunden eigentlich weniger. Aber angesichts von zwei vorbestellten World of WarCraft-Exemplaren („couples who play together stay together“) brach dann doch leichte Panik aus. Denn EB Games wird hierzulande per UPS beliefert. Der freundliche, aber demotivierte Verkäufer meiner Filiale bestätigte, dass meine Spiele bis auf weiteres in irgend einem Lagerhaus unbefördert vor sich modern dürften (meine dezent hysterisch vorgebrachte Anregung, es doch mal mit alternativen Kurierdiensten zu versuchen, wurde nicht wirklich gewürdigt). Nachdem ich schon für Dienstag eine WoW-Butterfahrt über die Grenze veranstalten wurde, stellte sich gottlob heraus, dass nicht der gesamte Einzelhandel des Großraums Vancouver mit voller Dämlichkeit in die Streikfalle tappte. Future Shop (quasi das kanadische Gegenstück zu Saturn) hat die heiße Ware schon auf Lager und mich als glücklichen Käufer gewonnen. Wer die Beta-Phase von World of WarCraft kosten durfte, kann sicher nachvollziehen, warum dieses Thema beim alten Lenhardt so viel Erregung verursacht.

Gnädigerweise noch vor dem UPS-Streik flutschten die erste Lieferung des Nintendo DS in den hohen Norden. Schnuckeliges System, auch wenn die cooleren Spiele irgendwie erst 2005 kommen. Super Mario 64 DS (primär wegen der neuen Mini-Games) und Feel the Magic (schräg, schräger, am schrägsten) sind die aufregenderen Titel aus dem Launch-Lineup. Cool: Ich kann ein GBA- sowie ein DS-Modul gleichzeitig im Gerät haben und beim einschalten wählen, welches Spiel gestartet wird. Im GBA-Modus wird nur das obere Display genutzt, aber das wirkt kräftiger und heller als bei meinem ollen SP.

10.11.04

Fast so berühmt wie Onkel Trek oder Cousin Wars

Soeben habe ich aufrichtig gerührt entdeckt, daß es einen Wikipedia-Eintrag zu Starkiller gibt. Da kann die Brockhaus-Berücksichtigung ja nicht mehr lange auf sich warten lassen... Die Kommentierung alter Starkiller-Episoden auf kultpower ist übrigens nicht völlig eingeschlafen, ich schulde den Jungs dringend eine frische Ausgabe.

Jesusland hat gewonnen

Die Gruselmomente der letzten Woche müssen kurz gewürdigt werden, wobei die Nachbarschafts-Kinder an Halloween für den kleineren Schrecken sorgten (umfangreiche Schokoladen-Stützkäufe im Vorfeld sorgten auch dieses Jahr für genug „Reste“, burp).

Viel entsetzlicher war die Fehlprognose der Demoskopen, die Ohio im Kerry-Lager wähnten – aber was daraus dann wurde, ist ja hinlänglich bekannt. Die Bush-Wiederwahl hat aus kanadischer Sicht sogar gewisse positive Aspekte. Man grenzt sich ja ohnehin gerne vom großen Nachbarn im Süden ab und kann sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen: Die Tagespresse berichtet gerne über frustrierte Amerikaner, die eine Abwanderung ins liberale gelobte Land Kanada erwägen (siehe Globe and Mail). OK, ein Massenexodus liegt nicht direkt in der Luft (dafür sorgen alleine die hiesigen Steuersätze). Aber Kanada hat schon seine Vorteile. Zum Beispiel sind Homosexuellen-Ehen in den meisten Provinzen legal und am Abtreibungsrecht wird nicht gerüttelt. Wenn Bush dagegen wie angedroht sein „politisches Kapital“ einsetzen will (sprich: Er hat die Wahl diesmal - wenn auch knapp - gewonnen, und sich das Amt nicht wie 2000 erschlichen), dürften die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen beiden Ländern noch deutlicher werden. Sinnvollste Lösung wäre wirklich die Vereinigung der liberaleren US-Staaten (Westküste und Nordosten) mit Kanada, während der bibelfeste Süden dann als „Jesusland“ Entwicklungshilfe beantragen darf. Was diesbezüglich derzeit als Landkartenvorschlag durchs Internet schwirrt, macht auch nicht weniger Sinn als die deutsche Wiedervereinigung.