Die neue Kiste
Rein statistisch gesehen ist Kanada in Sachen Schußwaffenbesitz und Gewaltverbrechen ein lebenserwartungsgünstigeres Pflaster als dessen großer Nachbar im Süden. Bewaffneten Xbox-360-Raubüberfällen konnte ich beim heutigen Konsolen-Launchtag jedenfalls nicht beiwohnen, es lauerten auch keine Heckenschützen in der Mall-Parkgarage. Zuhause gab es nur noch kleinere Abenteuer mit der Umverpackung: Mir ist nicht klar, wie man die ohne ästhetisch unschöne Risse aufkriegen soll - und der grandiose Pointer konnte es nicht fassen, dass da nur eine langweilige Spielkonsole, aber kein Knusperknochen drin war (siehe oben).
Ist es wirklich schon vier Jahre her, seit ich ächzend die jungfräuliche Erst-Xbox aus ihrem Karton gewuppt hatte? Die 360 wirkt zwar eleganter, ist aber gar nicht so viel leichter und zierlicher. Außerdem hat man zunächst etwas Angst, das monströse Netzteil anzuklemmen - der fette Stecker sieht so aus, als würde man damit die Selbstvernichtungsanlage eines Atomkraftwerks auslösen.
Erfrischendes Kontrastprogramm: Die letzten Tage spielte ich vor allem Mario Kart DS (was hochgradig nett, aber nicht dramatisch anders ist als dessen SNES-Stammvater von 1992). Heute habe ich dagegen die HiRes-Herrlichkeit des Xbox-Dashboards bestaunt und eben mal die Kameo-Demoversion auf meine Festplatte gezogen - moderne Zeiten.
Auch wenn bei den ersten Spielen die eindeutige Killer-Applikation fehlt, ist die Xbox 360 (zumindest für „Wer braucht schon warme Mahlzeiten oder ein gedecktes Dach?“-Enthusiasten wie mich) alle finanziellen Opfer wert. Die totale Live-Integration ist höchst elegant, leichtfüßig hüpft man zwischen Spiel und Benutzeroberfläche, chattet ein wenig rum oder checkt einfach, was die Freunde zuletzt gezockt haben. Ich bin nur gespannt, wie dieses Hybrid-Feeling bei der breiten Masse ankommen wird. Mit all ihren Menüs und Funktionen ist die Xbox 360 für Technik-Fremdler durchaus etwas furchteinflößender als eine „Spiel rein, sonst nix“-Konsole.