Lenhardt lästert

22.4.05

Es gibt einen neuen (Game)Plan


Ich hatte mir das alles sehr wild-romantisch vorgestellt: Ein Schiff wird kommen, welches von der im Pazifik versinkenden Abendsonne beschienen unter der Lions-Gate-Brücke hindurch dümpelnd den Hafen von Vancouver ansteuert. Wackere Matrosen mit frisch gestärkten Uniformen werfen mir eine Brechstange zu, damit ich unter allerlei Möwengekreische die geheimnisvolle Schatzkiste aus Deutschland öffnen kann, die sich an Bord befindet. Kein windiges Piratengold prasselt mir dann entgegen, sondern 700 Exemplare „Game Machines“, der englischsprachigen Version von GamePlans Standardwerk über die Geschichte der Heimcomputer- und Videospiel-Systeme.

In der Realität ist der Frachter weder durch den Panama-Kanal geschippert, noch hat er sich mit der Nordwestpassage eingelassen. Unsere Bücherkiste wurde schlichtweg in Montréal an Land geworfen und legt jetzt den innerkanadischen Restweg an Bord eines Lasters zurück. Derzeit schlagen wir uns noch mit dem letzten Zoll- und Steuern-Papierkram herum, aber die heiße Ware wird täglich erwartet. Hmm, jetzt wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt, um mal für etwas Platz im Bücherregal zu sorgen...

Das neueste Abenteuer unseres kleinen Redaktionsbüros nennt sich jedenfalls „GamePlan Books Vancouver“ und ist quasi die Nordamerika-Filiale von Winnie Forsters Buchverlag. Nachdem ich die englischsprachige Ausgabe von Game Machines begeistert verschlungen hatte, war uns schnell klar, dass man Spielern in Kanada und den USA dieses Musterbeispiel deutschen Kulturguts nicht vorenthalten darf. Während meine Gattin die geschäftliche Seite übernimmt („Schatzi, hattest du nicht mal BWL studiert?...“), versuche ich derweil, als Autor beim neuesten GamePlan-Buch mitzuwirken. Es soll dann um historisch wertvolle Spiele-Software gehen; neben Winnie und mir sind weitere Haudegen der alten Garde als Mitschreiber im Gespräch. Könnte Spaß machen und mal ganz was anderes sein als die übliche „Das neueste vom Neuen“-Berichterstattung.

12.4.05

Emily hat geworfen


Das klingt wie eine Schlagzeile von der kanadischen Olympia-Qualifikation der Diskuswerferinnen, gilt aber der Mutter aller (vier) Dackel-(Welpen). Emily ist der "Miniature Dachshund" von Karens Freundin Wendy, die trotz Warnungen aus dem sozialen Umfeld und den Vermittlungsversuchen verschiedener Friedensnobelpreisträger nicht davon abzubringen war, die Erde mit einem Zuwachs der Dackel-Population zu beglücken. Denn das ist bekanntlich nicht irgendeine Hunderasse, sondern eine Spezies für sich. Charakterfest, energisch, Alpha-Anlagen bis zum Anschlag - und das alles im irreführenden Kompaktformat, quasi wie ein tiefergelegter, hundsgemein frisierter Kleinwagen.

Bisher bin ich absolut standhaft, was alle Optionen angeht, ein Mitglied der (aktuelle eine Woche alten) Viererbande zu adoptieren. Unsere sanftmütige Spinone-Hündin sorgt eigentlich für eine ausreichend Haushalts-Hundedichte (wenngleich sie - ganz im Gegensatz zu einem durchschnittlichen Dackel - kein nennenswertes Einbrecherzerfleischungs-Potential hat...).

Kurzer Update: Alle Welpen-Hysteriker können die weitere Bildberichterstattung hier verfolgen.

10.4.05

Top 5 vom 10.04.05

Wurde auch Zeit...



1. 24 (DVD / TV)

Ich bin mutmaßlich der letzte Mensch auf Erden, der Agent Jack Bauer entdeckt hat. Dabei sagt Karens Freundin Martina schon seit Jahren, dass wir uns die DVDs besorgen sollten. Martina hatte recht. Kein Kinofilm der letzten Jahre kann es auch nur ansatzweise mit dem Nervenkitzel- und Überraschungsideen-Faktor dieser in Echtzeit ablaufenden Action-Thriller-Serie aufnehmen. Wir haben jetzt die beiden ersten Staffeln durch. Die erste fängt etwas geruhsamer an und hebt sich viele Knaller für den Endspurt auf. Die zweite Staffel legt los wie die Feuerwehr, hält das Tempo erstaunlich lange durch, aber der Schluss schwächelt. Mehr sage ich dazu nicht, denn jede weitere Information wäre schon ein Spoiler. Und wehe, wenn Sony das 24-Spiel vermurkst...

2. Sony PSP im allgemeinen

Das US-Launch-Lineup hat sicher seine Schwächen (Gretzky NHL, hust!), aber es gibt jetzt schon mehr interessante Spiele für die PSP, als Nintendo hier in fünf DS-Monaten veröffentlicht hat. Einige Titel wie Lumines oder Metal Gear Acid haben mich angenehm überrascht. Sonys Schnuckelchen punktet zudem mit dem nicht unerheblich spaßigen Film-Foto-Musi-Zusatznutzen. Und das Display ist sooo - (seufz!) - schön.

3. Schlappekicker und Himmelsstürmer (Buch)

Geburtstagsgeschenk eines mitfühlenden 1860-Fans: Das im kanadischen Buchhandel schwer zu kriegende Standardwerk, in dem Eintracht-Frankfurt-Fans die schönsten Tragödien und gesammelten Statistiken der Vereinsgeschichte präsentiert bekommen.

4. Stereophonics: Language. Sex. Violence. Other? (Musik)

Auf dem neuen Album rocken die Mannen um Kelly Jones herzhaft, aber mit besseren Songs als beim Vorgänger „You gotta go there...“. Eher was zum wiederholten Anhören, viele kräftig zubeißende Gitarrenriffs und mit „Dakota“ eine perfekte Single-Auskopplung.

5. Yoshi Touch & Go (DS)

Nintendos schrullige Strategie dürfte langfristig auch im Mobilspiel-Lager zum Verlust der Massenmarktführer-Krone an Sony führen. Aber zu solch liebevollen originellen Herzigkeiten wie diesem Jump-and-Mal-Spiel ist kein anderer Systemanbieter fähig.