Lenhardt lästert

27.7.05

Geschenk der Götter


Nur ein paar surrende Mücken unterbrechen die Monotonie der schwülen Spieleflaute? Hier einige Anregungen, was ich gerade zum reinen, Job-unabhängigen Privatvergnügen spiele (jenseits sporadischer Kurzrückfälle bei World of WarCraft durch Entdeckung der obercoolen Zone Un’Goro-Krater. Und mit ein bißchen Extra-Gold in der Tasche läßt sich reichlich Zeit im Auktionshaus bei der Suche nach dem perfekten Item verplempern: „Hui, Bonus auf Shadow-Damage, aber beißt sich der purpur Umfang nicht mit den roten Schuhen?“).

Eigentlich war ich schon im Januar bereit, den "Bestes Actionspiel 2005 für die derzeitige Konsolengeneration"-Blumentopf an Resident Evil 4 zu vergeben. Aber dann habe ich nach intensiven, vielfachen "Mußte spielen"-Anfeuerungen aus Kollegen- und Verwandten-Kreis doch mal God of War in die PS2 geworfen und bin extrem beeindruckt. Alleine im ersten Level gibt es mehr "Da legst di nieder"-Aufregermomente als sonst in einem ganzen normalsterblichen Spiel. Die Grafiktechnik darf auf der PS2 eigentlich nicht wahr sein, der Spielablauf ist eine tolle Mischung aus Metzel-, Hüpf-, Puzzle- und sogar Aufrüst-Elementen (als ich endlich mal daran gedacht hatte, die Basiswaffe mehrfach upzugraden, war der Schwierigkeitsgrad prompt viel annehmbarer). Bonuspunkte für "gerade richtig"-Steuerung (nicht zu simpel, aber auch nicht übertrieben kompliziert), Antik-Szenario und herrlich fiesen Held mit Kinderschreck-Kaliber, der Dante und Konsorten zum Frühstück vernascht. Da man auf dem deutschen Markt anscheinend Probleme mit der Darstellung von Gewalt gegen Medusen hat, empfehle ich den Importweg. Mein werter Bruder hat bei Amazons englischer Filiale gute Erfahrungen gemacht. In der Kategorie "deftige over-the-top-Action" gibt’s derzeit nix besseres.

Bei Firmenreisen vertraue ich auf längeren Strecken meinem Nintendo DS. Die Batterien halten ewig und die Kombination Meteos (bestes Tüftelspiel seit Tetris) plus Fire Emblem: Sacred Stones (Endlos-Taktik im GBA-Schacht) ist ein sich vorzüglich ergänzendes Zeitfresser-Pärchen. Ich will indes niemanden die Vorfreude auf den PSP-Launch in Deutschland verderben, aber deren nordamerikanisches Spieleloch nimmt mittlerweile beängstigende Ausmaße an. In den letzten Wochen gab’s bei uns massig Filme auf UMD (die Studios lieben nun mal unaufwendige Drittverwertung), aber rein gar kein neues, vernünftiges, spielbares Futter.

Auf dem PC respektiere ich Battlefield 2, spüre aber jenseits der Demo-Version kein großes Spielverlangen. Die meisten Verbesserungen sind für Dauerspieler gedacht, die sich monatelang mit nichts anderem beschäftigen wollen. Um eben mal schnell in eine Partie zu hoppen und Spaß zu haben, tut’s Battlefield 1942 auch noch (von dessen minimal bescheideneren Hardware-Anforderungen mal ganz zu schweigen – Stichwort: „Wird die Map heute noch fertig geladen“?).

4.7.05

Top 5 vom 04.07.05


Diese Liste habe ich so lange nicht mehr gemacht, dass ich inzwischen eine separate "Hatte mit viel davon gesprochen, ist aber nicht so toll"-Kategorie ganz gut voll kriege:

Größter Musik-Flop in einem mit interessanten CDs reich gesegnetem Frühjahr war die Neue von der Dave Matthews Band: einfallsloseste Songs, schrottig produziert. Schwach auch das jüngste Buch von Nick Hornby, der eine Kurzgeschichten-Idee auf Romanlänge auswalzt und mit öden Charakteren sowie nervigen Moralisierungsversuchen anstrengt. Ein relativer Rückschlag ist die dritte Staffel von 24, die ich gerade auf DVD nachholte (vor allem die erste Hälfte lahmt. Und kann man die Menschheit nicht endlich von Kim Bauer befreien?).

Von Star Wars konnte ich filmmäßig noch nicht enttäuscht sein, da ich als Kino-Abstinenzler auf die DVD-Veröffentlichung warte. Und spielemäßig bin ich vor allem von mir selber enttäuscht, denn ein eklatanter Mangel an Selbstdisziplin führte zwischendurch zu einigen World of WarCraft-Rückfällen. Die neuen Battlegrounds können bei halbwegs guten Gruppen gemein viel Spaß bringen. Aber jetzt weiter im Programm mit den besten Freizeitkillern der letzten Monate:

1. Hot Shots Golf: Open Tee (PSP)

Das ideale Golf für unterwegs: Minimale Nachladezeiten und flotter Ablauf, motivierender Karrieremodus und klassische Drei-Klick-Steuerung. Wandert angesichts des andauernden PSP-Spieleneuheitenlochs in Nordamerika selten aus meinem UMD-Schacht.

2. Eels: Blinking Lights (Musik)

Eines von diesen Doppel-Alben, bei dem man sich am besten eine Einzel-CD mit den Highlights brennt. Die haben's um so mehr in sich. So hinreißend melancholische Edel-Schmachtfetzen wie Railroad Man führen zu Seufzeranfällen. Und wenn einem vor lauter filigranen Ruhigstellern etwas schläfrig zumute wird, kommen Mitwipp-Popperlen wie Losing Streak daher.

3. Jade Empire (Xbox)

Die erste Viertelstunde habe ich nur über das Action-Kampfsystem rumgeflucht. Aber dann war die zuhauen-abhauen-Taktik kapiert, spektakulär wurden fortan die Gegner abserviert (... mit viel „Storm Dragon“-Hilfe). Bioware ist einfach unschlagbar darin, den Spieler mit interessanter Story, klasse Charakteren und gut/böse-Handlungsfreiheit zu motivieren.

4. Confederations-Cup (TV)

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft live im kanadischen Fernsehen - das durfte ich mir nicht entgehen lassen. Überraschung: Das Zugucken hat richtig Spaß gemacht. Wenn die Buben dann mit ähnlich unterhaltsamem Gekicke bei der WM fröhlich im Viertelfinale ausscheiden, soll’s mir recht sein. Schön spielen und mit Anstand gegen Brasilien o.ä. verlieren ist OK. Und funktionierende Innenverteidigungen werden ohnehin maßlos überschätzt (hallo Olli!)...

5. Coldplay: X&Y (Musik)

Etwas besser, als es die Presse vermuten läßt. Die Gitarrensound-Anleihen bei U2 sind dezent und wohltuend, das Niveau der Kompositionen durchgehend hoch. Die Plattenfirma darf sich auf viele Single-Kandidaten freuen (Talk, Swallowed by the Sea). Und bevor jeder denkt, dass nur noch Kuschel-Pop höre: Die neue Robert Plant ist auch absolut gelungen und von weitaus herzhafterer Konsistenz.