Lenhardt lästert

22.8.05

Alles hat seinen Preis


Das einzige, was mich im Zusammenhang mit den kürzlich verlautbarten Xbox-360-Preisen verwunderte, war das reflexartige Wehgeschrei in den feuchten, schummrigen Nischen der semi-professionellen Online-Berichterstattung. Einige Knalltüten haben es sogar geschafft, den Konsolenpreis plus Kosten für Spiele und andere schöne Accessoires zusammen zu addieren, um auf abenteuerliche „Skandal!“-Summen zu kommen (vergeßt nicht, den HDTV-Fernseher dazu zu addieren). Kinders, rechnet doch mal lieber nach, was Ihr im Laufe der Jahre für Eure Kisten der derzeitigen Konsolen-Generation ausgegeben habt: Hier ein Käbelchen, da ein Zusatzcontroller, eben mal ne Memory Card... richtig billig war das Zeug noch nie (aber wirkt im Vergleich zur Preis-Wegelagerei für manches iPod-Zubehör geradezu sozialverträglich). US$ bzw. € 400,- für die „richtige“ Xbox 360 mit Festplatte ist nicht direkt billig, aber hat sich mal jemand zuletzt angesehen, was neueste PC-Grafikkarten kosten? Die 360-Hardware ist im Preis/Leistungs-Verhältnis das reinste Schnäppchen. Wer’s nicht wahr haben will, kaufe sich einen gebrauchten GameCube und halte ansonsten die Klappe.

Die Spieleszene gab außer besagten 360-Preisen und J Allards legendärem Mountain-Bike-Unfall zuletzt nicht viele Aufreger her. Dafür hat der Eishockey-Fan mit großer Spannung die vielen Spielerwechsel verfolgt, welche die kommende NHL-Saison sehr interessant gestalten sollten. Wichtigste Änderung – und da sind wir schon wieder bei den Preisen - ist die Einführung einer Salary Cap (pro Mannschaft darf eine bestimmte Summe X bei den Spielergehältern nicht überschritten werden. Das sollte man in der Bundesliga alleine deshalb mal einführen, weil ich dann liebend gerne Uli-Hoeneß-Interviews zu dem Thema lesen würde). An der Salary Cap zerbrachen bisher auch die Wünsche der Vancouver-Canucks-Fans nach prominenter Verstärkung (die Naslund-Vertragsverlängerung war nicht direkt billig). Wir rechnen noch mit Zugängen bei der Verteidigung, nachdem unser traditionelles Sicherheitsrisiko Sopel zur allgemeinen Erleichterung zu den Islanders verdealt wurde. Mit Sven Butenschon (zuletzt DEL, Mannheim) ist jetzt sogar ein Landsmann im Canucks-Kader, womit auch das mysteriöse Auftaktbildchen von oben erklärt wäre.

Ansonsten spiele ich jetzt auch auf deutschen Servern ein „bißchen“ World of WarCraft. Da ärgere ich mich nicht nur über die Qualität der hölzernen deutschen Übersetzung, sondern versuche primär mit meinem Lieblingsbruder transkontinental gemeinsame Heldentaten zu stemmen. Jetzt müssen wir ihm als alten Konsolenzocker nur noch die Freuden der Maus- / Keyboard-Steuerung schonend vermitteln...

5.8.05

Fürchtet Euch nicht


Es ist Sommer. Ich sitze angestrengt an Texten feilend am Computer. Der Nachbar ist derweil mit seiner Poliermaschine im Garten beschäftigt. Dröööööhn. Greife ich deshalb zur Axt und laufe Amok? Nein, aber ich muß mir wenigstens die Demo-Version von FEAR geben (Versalien meinetwegen, aber verschont mich mit den dusseligen P.ü.n.k.t.c.h.e.n.).

Die Demo-Spiellänge ist geringer als die Download-Dauer, aber dennoch ein lohnendes Unterfangen. Alleine wegen der Sprotz- und Splitter-Grafikeffekte bei den Schußwechseln (wenn schon Bullet Time, dann bitte immer so fein) und der lebhaften Gegner-KI macht das Ausprobieren Laune. Da strömen die Klonfutzis nicht brav aus der Bürotür, um vor meine Schrotflinte zu laufen. Vielmehr hechten sie durchs Seitenfenster und durchsieben mich von der Flanke. Vielen Dank auch.

Wenn die Demo repräsentativ für den Schwierigkeitsgrad des Anfangs vom Endprodukt ist, sollten Normalspieler schon mal Baldrian-Kapseln vorbestellen. Die „moderate difficulty“ (Stufe 2 von 4) sorgte bei mir jedenfalls für zahlreiche Todesfall-Ladescreens mit fast schon beleidigend aufmunternden Ratschlägen wie „Quicksaven Sie oft“. Die Gegner sind zahlreich, stecken einiges ein und sind nicht schüchtern, was gut gezielte Granatwurfübungen anbelangt. Jedes 08/15-Gefecht wird dadurch zum Großereignis, dessen Bewältigung mit tiefem Durchatmen (und reflexartigem F5 drücken) quittiert wird.

Nur die Sache mit dem Angst einjagen will bei mir noch nicht so recht funktionieren. Flackerndes Licht, Alptraum-Korridore, unheimlich kichernde kleine Mädchen... da werden die Klischees schon sehr heftig gedroschen. Kein Grund, heute nacht mit angeschaltetem Nachttischlämpchen zu schlafen. Mir kamen die kurzen Schauer-Einlagen fast schon lästig vor, irgendwie passen sie nicht so recht zur Aufregung der handfesten Schießereien. Allerdings ist die kurze Demo kaum dazu geeignet, Szenario und Charaktere vernünftig zu etablieren; es bleibt die Hoffnung auf die Vollversion.