Lenhardt lästert

19.11.06

»Spielkonsole bringt Gewalt«


Nichts geht über seriöse, ausgewogene Berichterstattung. Unter obiger Headline spuckt der „Sonntagsblitz“, ein kostenlos verteilter Ableger der an sich recht respektablen Nürnberger Nachrichten, 18 Weltuntergangszeilen zum US-Launch der PlayStation 3 aus. Die Überschrift erweckt den Eindruck, als würde alleine die Anwesenheit der Spielkonsole Gewalt auslösen, also einschalten und Massaker im Kinderzimmer.

Dem ist dann doch nicht so, es geht vielmehr um die vereinzelten Überfälle und Rangeleien, die beim PS3-Verkaufsstart in den USA ausbrachen. Angesichts der eBay-Preisaussichten durch die herrschende Angebot-Nachfrage-Schieflage hätte man sich über größere zivile Unruhen nicht wundern brauchen. Der „Sonntagsblitz“ tut sein Bestes, um ein Bürgerkriegs-ähnliches Szenario zu skizzieren, mit „Schusswechseln und Messerstechereien“. Klar, was will man im Zusammenhang mit Videospielen auch anderes erwarten? Etwas origineller ist da der Beitrag des anonymen Photoshop-Künstlers, der eben mal schnell die Shopping-Mall-Zombie-Artwork des Xbox-360-Spiels Dead Rising mit den Zuständen beim PS3-Launch in Verbindung brachte (s.o.).

Nintendo-Fans scheinen laut Presseberichten vom amerikanischen Wii-Launch etwas friedfertiger zu sein, was wahrscheinlich daran liegt, dass erheblich mehr Systeme ausgeliefert wurden als beim Konkurrenten Sony. Falls es wirklich jemanden interessiert: Das Wii wird beim Deutschland-Verkaufsstart umgehend den Lenhardt-Kisten-Haushalt bereichern, während ich bei der PlayStation 3 skeptisch bin, ob sich bis zum Frühjahr 2007 (oder wann auch immer der Brotkasten hierzulande erscheint) genug Gründe für die teure Anschaffung angesammelt haben werden.

5.11.06

Beziehungkisten


Wenn ich einen unbedarft im Gebüsch herum hopsenden Singvogel suchen wollte, könnte mir der auf das Fixieren gefiederter Freunde spezialisierte Haushund helfen. Aber für die anhaltende Suche nach der Xbox 360 ist er nicht zuständig – andere Baustelle, quasi. So ziemlich jede mitgereiste US-Konsole wurde inzwischen lokalisiert, nur das eine erlesene Gerät nicht, mit dem man Dig Dug auf Xbox Live spielen könnte.

Die ehrenwerte Gattin hat imposante Listen mit Kistennummern, Inhaltsangaben und Zoll-Stempeln. An die 360 gibt es noch ihre flüchtige Erinnerung, die Konsole listig mit anderem Krimskrams in einen größeren Karton umverpackt zu haben. Nur habe ich davon verflixt viele davon herum stehen und bisherige Stichproben blieben erfolglos.

Das Tückische an Transatlantik-Umzügen ist die Verzögerung, mit der dich der Hausrat erreicht. Bis der Container verschifft und dessen Inhalt angeliefert wurde, hast du eigentlich gar nicht schlecht aus dem Koffer gelebt und mit wenigen irdischen Besitztümern improvisiert. Jetzt ist der ganze Schotter wieder da und du willst ihn eigentlich gar nicht anfassen, mit wenigen Ausnahmen vielleicht. Wie der Xbox 360.

Trafo und (ganz nebenbei bemerkt: schweineteurer) Wireless-LAN-Adapter bleiben also noch unausgepackt. Mit Beginn der Arbeitswoche fehlt ohnehin erst einmal die Zeit, um das Spielzeug groß zu vermissen. Aber spätestens wenn das vom Kollegen Austinat organisierte NTSC-NHL 07 vorliegt und mein großer Bruder sich als Live-Wochenend-Opfer aufdrängt, droht hier milde Panik auszubrechen. Beim nächsten Umzug sollte die bevorzugte Spielkonsole zusammen mit einer Salami o.ä. verpackt werden, dann wäre der große Spürhund sicher hilfreicher.