Lenhardt lästert

3.12.06

Christkind-Klaustrophobie


Ich habe den Vorhof der Hölle in Form der E3 erlebt und das Stahlbad der Games Convention überlebt. Aber nichts kann einen für das Menschenmassen-Pandämonium wappnen, welches die Einheimischen verharmlosend Nürnberger Christkindlesmarkt“ nennen.

Es fehlte nicht an Vorwarnungen mitfühlender Kollegen. Verzweifelt ihre Blicke, besorgt ihr Tonfall – so inbrünstig warnt man angehende Märtyrer vor einer hoffnungslosen Mission. Aber als Neu-Nürnberger muß man seiner schmählich vernachlässigten Frau Mutter ja etwas bieten. Zum Beispiel bei eisigem Wind von 25.000 anderen Irren umzingelt werden.

Eröffnungstag, 17:30 Uhr im Epizentrum, dem Hauptmarkt in der Altstadt. Das Christkind eröffnet „seinen“ Markt (ich erspare mit an dieser Stelle theologische Rückfragen). Ein guter Teil der Besucher ist außerhalb der Sichtweite. Vereinzelte Drängelversuche werden im Keim erstickt. Hier bewegt sich gar nichts mehr. Die Menge wirkt gereizt.

Die eigentliche Show dann eher so la la. Ein Posaunenchor als Vorgruppe. Dann singt ein Musikschulchor und das Christkind (in Form eines lokalen Teenagers) spricht seinen Monolog. Nach einem Viertelstündchen ist die Performance vorbei, dann orgelt jemand als Rausschmeißer durch die Nacht, die Budenlichter gehen an und die Menge setzt sich zaghaft wieder in Bewegung.

Vielleicht sollte ich erheblich mehr Glühwein tanken, um dem ganzen Weihnachtsmarkts-Konzept so etwas wie Sinn und Charme abringen zu können. Aber ein ordentlicher Wahl-Nürnberger schwächelt nicht, zum kommenden Wochenende folgt der nächste Besuch. Wenn ich am Freitag vorher ein Wii abkriege, verspreche ich auch, nicht weinend zusammen zu brechen.

7 Comments:

  • Ja in der Christindlsmarktzeit ist die Innenstadt am besten zu meiden.

    Für die kommenden Jahre auch schon einmal vormerken: Weihnachtsgeschenke früher oder in nahegelegenen Einkaufszentren kaufen. Die Innenstadt wird analog zum Hauptmarkt nämlich zur Hölle. Aber man weiß ja wie das mit guten Vorsätzen so ist...

    By Anonymous Anonym, at 08:43  

  • Mir als Neu Fürther wurde der Fürther Weihnachtsmarkt wärmstens empfohlen, wo der auch immer in Fürth zu finden sein soll. Wer gereizte Menschenaufläufe weniger und einen überschaubaren Besucherklumpen mehr mag, der dürfte schnell mit dem sagenumwobenen Fürther Weihnachtsmarkt Per-Du werden. Wo jener sich genau befindet, verraten Dir hoffentlich die ortskundigeren Kollegen.

    By Anonymous Anonym, at 15:22  

  • Ich als Ex-Frankfurter und Neu-Regensburger wollte mir ja das Pandämonium am ersten Adventssamstag auf dem Münchener Marienplatz-Weihnachtsmarkt geben: Aber, oh Wunder, lockeres Durchkommen, leckere Crepes und keine genervten Massen, die einem auf die Füße treten und die gesprayten Haare in die Nase stopfen - Empfehlung für Touristen! :-)

    By Blogger Christoph72, at 01:20  

  • Ich kann da den Augsburger Weihnachtsmarkt nur empfehlen.... dieses Jahr ohne blaues Verhüterli über der Haupttanne. So schnell wie möglich abzugreifen sind: treudoof dreinschauende Wolle/Tonschafe die einem taktisch auf dem Schreibtisch plaziert den Wahnsinn der Weihnachtszeit weitaus erträglicher erscheinen lassen und die berüchtigten 50 cm langen Feuerwürste in Baguette mit Krautsalat. Schmeckt gut.... man kann unbeliebsame Mitbesucher durch einen guten Schwenk aus dem Weg befördern und außerdem macht es zu vernünftigen Preisen satt.

    By Anonymous Anonym, at 05:15  

  • Und was ist nun mit dem Wii?

    Auch einen abbekommen ;) ?

    By Blogger vanbirk, at 03:55  

  • herzlich willkommen im frankenland herr lenhardt :) wenn du schon den nürnberger christkindles markt überlebt hast, solltest du auch mal den bamberger besuchen. vielleicht kannst du sogar einen Glühweinführer für "Zugereiste" schreiben ^^

    Wäre sicherlich ne nette Idee für Neu-Franken ;-)

    By Blogger Markus, at 06:48  

  • Christkindl hin - Christkindl her ! Viel wichtiger ist doch die Frage:

    Hat das mit der Wii geklappt ? :)

    By Blogger uninvited, at 01:20  

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